Peter S. Kaspar

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Biografie

"Wie ich wurde, was ich bin"

Die Situation muss schon ziemlich dramatisch gewesen sein, damals, im Februar 1960. Meine Mutter saß hochschwanger in einem Café in der Nähe der Kölner Universität, wo mein Vater gerade seine Doktorarbeit verteidigte. Da machte ich mich bemerkbar. Ich verlor den Machtkampf gegen meine Mutter, sonst wäre ich ein Kölscher Jung geworden. Aus Prostest ließ ich mir deutlich länger Zeit, als errechnet und erblickte so erst am 14. März 1960 in Karlsruhe das Licht der Welt. Liegt auch am Rhein, fängt auch mit K an und auch dort neigen die Menschen zu einer gewissen Fröhlichkeit – zumindest, wenn man den Schwaben glauben darf, die ja immer meinen, dass es den Badenern an der notwendigen Ernsthaftigkeit im Leben fehlt.
Peter S. Kaspar Kinderbild Und damit sind wir bei der großen Tragik meines Lebens angelangt: Ich wurde als Sohn urschwäbischer Eltern im Herzen Badens geboren. Kann das gut gehen? Na ja...
Mein Vater arbeitete bei der Badischen Volkszeitung und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Fotodokumentarisch ist meine frühkindliche Prägung eindrücklich festgehalten. Er machte eine steilen Karriere, die ihn in einem Bogen von Karlsruhe über Heidelberg nach Stuttgart führte. Dort baute der die landespolitische Redaktion zur größten Redaktion des damaligen Süddeutschen Rundfunks auf. Parallel dazu hatte auch mein Onkel die Karriereleiter ziemlich fix erklommen und leitete die Spiegelredaktion in Stuttgart. Gemeinsame journalistische Großtaten, wie den Sturz der baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans-Karl Filbinger oder die Berichterstattung über den Stammheimprozess wurden am heimischen Küchentisch ausdiskutiert. Ich saß zwischen zwei journalistischen Giganten. Was hätte ich denn werden sollen? Hutmacher oder Florist? Eben!
Meine holprige Schulkarriere wurde erst im Kolleg St. Blasien in einigermaßen gerade Bahnen gelenkt – dauerte aber so lange, dass ich auf ein Studium pfiff und gleich mit dem Zeitungsvolontariat beim Schwarzwälder Boten begann. Das war 1982. Ich machte das offenbar so gut, dass ich noch vor Ende des Volontariats mit einem Modellprojekt beauftragt wurde und im Landkreis Tuttlingen eine Lokalsportredaktion aufbaute, die dann das Vorbild für alle 21 Lokalausgaben werden sollte. Der Vater war mächtig stolz, der Onkel auch. Und mir wurde mit 26 eine Stelle als Redaktionsleiter in Aussicht gestellt. Ich bekam Panik und kündigte.
Man könnte es ja mal mit Werbung probieren. Ich war nicht wirklich gut darin. Die Werbeagentur gibt’s aber heute noch, doch ich kehrte nach zweieinhalb Jahren reumütig zum Schwarzwälder Boten zurück. Doch nicht für lange: Ein Angebot der örtlichen Konkurrenz, der Schwäbischen Zeitung, machte mich schwach. Aber das war eine Geschichte für sich.
Ich schrieb meinen ersten Roman. Der Cheflektor von Ullstein versprach mir: „Ich bring Sie ganz groß raus!“ (Kein Witz). Ich kündigte und „Menschenhaie“ floppte. Inzwischen hatte sich auch mein Onkel vom Journalismus verabschiedet und begann Krimis und Drehbücher unter dem Namen Felix Huby zu schreiben. Er verkündete zum Entsetzen meines Vaters, dass ich mehr für die Schriftstellerei als für den Journalismus berufen wäre. Mein Vater hatte dem nur das Argument vom „Brotberuf“ entgegenzusetzen.
Im Herbst 1999 zog ich nach Berlin, dem Lockruf des Onkels zu folgen. Ich kam zwar beim Fernsehen unter, aber nicht als Autor, sondern als Journalist beim Frühstücksfernsehen von SAT.1 Da hab ich in drei Monaten viel gelernt – vor allem, dass ich nicht für Boulevardjournalismus geschaffen bin.
Im Dezember 2004 gründete ich „Kiez und Kneipe“, natürlich ist das Blatt eine gewisse Reminiszenz an meine Vergangenheit als Lokalredakteur. Nebenher schreibe ich Bücher, die mal mehr, mal weniger erfolgreich sind und arbeite als Reisejournalist für das Tauchreisemagazin „Silent World“.
Man muss sich vielleicht nicht immer und unbedingt für das eine oder das andere entscheiden.